Sicher Zuhause wohnen: Durch barrierefreies Bauen und altersgerechten Umbau sorgen Handwerker wie Tischler oder Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik dafür, dass ältere Menschen ihren Lebensabend möglichst lange in den eigenen vier Wänden
Deutschland ergraut: Bis Mitte des Jahrhunderts wird mehr als ein Drittel der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Schon heute wollen immer mehr ältere Menschen zu Hause wohnen, statt ihren Lebensabend im Seniorenheim zu verbringen. Mit der Zeit wird es jedoch schwieriger, den häuslichen Alltag zu bewältigen: Küchenschränke hängen zu hoch, Steckdosen liegen in unerreichbarer Tiefe und es fällt auch nicht mehr so leicht, in die Badewanne zu steigen. Herausforderungen, auf die das barrierefreie Bauen eine Antwort gibt: Durch das Anbringen von Handläufen und Rampen, den Abbau von Schwellen oder den kompletten Umbau von Bad und Küche sorgen innovative Handwerker dafür, dass das Leben älterer Menschen auch im eigenen Heim komfortabel ist.
Umfassender Service für barrierefreies Wohnen
Für Stefan Müller, Anlagenmechanikermeister für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus Sontheim im Allgäu, ist das Betrachten des großen Ganzen essentiell für den erfolgreichen Service in Sachen barrierefreies Wohnen. „Durch einen Pflegefall in der Familie und bei vielen Beratungen bei Hilfesuchenden habe ich erkannt, wie viele Hürden man überwinden muss, um barrierefreies Wohnen zu realisieren, „, sagt der Unternehmer. Seit 2011 bietet er daher gemeinsam mit dem Förderkreis sozialorientierter Handwerksleistungen e.V. ein schlüssiges Gesamtkonzept von der Pflegeeinstufung, über Finanzierungsberatung bis zur Umsetzung von Umbauarbeiten an. Der Verein greift dabei auf zertifizierte Handwerker wie Schreiner, Maler oder Fliesenleger zurück und bezieht auch Pflegegutachter in die Planung ein. „Unser Ziel ist es, Menschen trotz ihrer Einschränkungen so lange wie möglich ein Leben in gewohnter familiärer Umgebung zu ermöglichen“, sagt Müller, der für das Handwerk großes Potenzial im demografischen Wandel sieht. Um sein Wissen weiterzugeben, führt er Schulungen durch und hält Vorträge für Sozialverbände, Wohnberater, sowie Privatpersonen und kommunale Einrichtungen.
Beratung und Umbau aus einer Hand
Auch Rüdiger Darmer aus Berlin-Friedrichshain hat sich auf den Aus- und Umbau zu altersgerechtem Wohnen spezialisiert. Seit 2005 bietet der gelernte Tischler in seinem Betrieb „Doc Darmer“ die ganze Bandbreite barrierefreier Baumaßnahmen an. Ob eine Rampe am Hauseingang, Haltegriffe im Flur oder tiefer gesetzte Arbeitsplatten in der Küche – besonders wichtig ist ihm die Beratung. „Zu Beginn machen wir stets eine Begehung der Wohnung und prüfen die individuellen Bedürfnisse des Kunden. Wir übernehmen auch mögliche Absprachen mit dem Vermieter oder der Pflegekasse. Dazu koordinieren und führen wir die handwerklichen Arbeiten aus“, erklärt Darmer. Für die Umbaumaßnahmen setzt er auf ein Netzwerk von Fachbetrieben in den Bereichen Elektrotechnik, Maler, Sanitär- und Heizungsbau. Da der altersgerechte Umbau kein Ausbildungsberuf ist, bietet Doc Darmer auch Weiterbildungen für Handwerker mit entsprechender Berufserfahrung an. „Durch den demografischen Wandel wird der Bedarf nach barrierefreiem Bauen auf jeden Fall zunehmen. Wir sind darauf vorbereitet und werden bald expandieren“, blickt Darmer optimistisch in die Zukunft.
Drei Meister für alle Fälle
Bei Ulrich Schäberle deutet sich der Wandel schon heute an. „Die Kundenanfragen werden eher mehr als weniger bei uns“, sagt der Gas- und Wasserinstallateur-Meister. In Gärtingen bei Stuttgart betreibt er seit gut 20 Jahren die Firma Schäberle Sanitär. Sein Sohn, ebenfalls Installateur-Meister, arbeitet mit ihm im Betrieb. Die Meisterriege komplettiert seine Frau Tanja, die sich als gelernte Gas- und Wasserinstallateurin mit ihrem Geschäft Schäberle RehaVital auf barrierefreies Bauen spezialisiert hat. „Meist kommen die Kunden zur Beratung erst auf meine Frau zu, die meinen Betrieb dann hinzuzieht“, berichtet Schäberle. Dabei komme es auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden an. Schafft ein älterer Mensch es etwa nicht mehr, in die Badewanne zu steigen, wird diese durch eine ebenerdige Dusche ersetzt. Gute Beratung ist dafür wichtig: „Wenn ich etwa Haltegriffe montiere, bespreche ich das zuerst mit den Kunden, weil jeder Griff bedarfsgerecht angebracht werden muss.“ Dabei kommen dem Schwaben seine Weiterbildungen zugute. Das „Service Plus“-Gütesiegel beispielsweise zeichnet Betriebe aus, die besonders geschult sind im Umgang mit älteren Menschen. „Je mehr ich mich in die Situation der Betroffenen hineinversetzen kann, desto besser klappt dann auch das Handwerk“, so der Installateur-Meister.